Ein Jahr auf dem Segelboot: Die ersten 365 Tage als Liveaboards

Ein Jahr Leben auf dem Segelboot in Holland

Wie lebt es sich wirklich auf einem Segelboot – über Wochen, Monate, ein ganzes Jahr? In diesem Erfahrungsbericht erzählen wir offen, wie unser erstes Jahr an Bord verlaufen ist: Von der Planung und den ersten Pannen bis zu magischen Momenten, die man nur auf dem Wasser erlebt. Mit Tipps, Lieblingsorten und ganz persönlichen Learnings für alle, die mit dem Gedanken spielen, selbst „liveaboards“ zu werden.

Warum wir aufs Boot gezogen sind

Der Entschluss auf unserem Segelboot zu leben, fiel eigentlich früher, aber 2022 war es dann endlich soweit. Im Winter 2021/22 begannen wir mit den Vorbereitungen. Kurz vor Weihnachten kündigte ich meinen Job und fühlte mich befreit. Einen Plan, wie ich künftig Geld verdienen könnte, hatte ich noch nicht. Aber ich dachte, mir fällt schon etwas ein. Tommy musste das nicht, er arbeitete schon lange nur von Daheim aus. Wir fingen an, den Großteil unserer Sachen entweder zu verkaufen, zu verschenken/spenden oder wenn’s nicht anders ging wegzuwerfen. Anfang 2022 kündigten wir unsere Wohnung. Im März brachten wir unsere letzten Sachen in unserem vollgepackten Volvo V40 nach Lelystad zum Boot. Zunächst sah es nicht aus, als würden wir niemals alles unterbringen können, aber nachwenigen Tagen hatte alles seinen Platz.

Unsere Route – einmal rund um IJssel- und Markermeer

Unser erstes Jahr wollten wir in Holland verbringen und starten wollten wir unser Liveaboard-Life in Amsterdam. Dort verbrachten wir den gesamten April. Wir lernten damit nicht nur diese wunderschöne Stadt, sondern auch unser neues Leben, ausgiebig kennen. Bewusst wollten wir es langsam angehen im ersten Jahr und nicht zu oft den Platz wechseln. Wir wollten jeden Ort instensiv erleben. Das war nicht nur ideell eine gute Entscheidung. In fast jedem Hafen haben wir für einen Monat gute Rabatte aushandeln können.

Auch das war ein Teil unseres ersten Jahres auf dem Segelboot: Segeln und das Boot noch besser kennenlernen. Auf dem IJsselmeer geht das besonders gut, weil sehr geschützt und nicht schwierig in Sachen Navigation.

Unsere Route im ersten Jahr auf dem Segelboot

  • Amsterdam (Amsterdam Marina, die mit der legendären Badewanne),
  • Volendam (mit dem wohl saubersten Duschen, die ich je gesehen habe),
  • Enkhuizen (mit zu vielen Deutschen im Hafen),
  • Lelystad (Deko Marina, unser alter Heimathafen),
  • Medemblik (mit den nettesten Nachbarn des Jahres),
  • Texel (das erste Mal Salzwasser und Tide),
  • Hindeloopen (überteuerte Marina mit schlechtem Service),
  • Friese Meren (traumhafte Binnentour),
  • und zurück nach Medemblik unserem ersten Winterquartier.

Leben an Bord – schöner als gedacht?

Gleich zu Beginn in Amsterdamm erlebten wir unseren ersten Sturm, der unser kleines Zuhause so sehr hin und her warf, dass es uns eine Kaffeetasse vom Tisch flog, und sahen den ersten Schnee auf TIAMAT. Aber auch ein wenig Bordalltag kehrte ein. Wir wuschen das erste Mal Wäsche im Hafen und fingen an, die ersten Bootsarbeiten nach dem bezahlten Job zu erledigen. Binnen kurzer Zeit hatten wir uns von unseren 75 Quadratmetern auf unserem schwimmenden Tinyhouse umgewöhnt. Dass manche Dinge mehr Zeit in Anspruch nehmen oder bestimmte Annehmlichkeiten fehlen, stört uns gar nicht.

5 Dinge, die wir im ersten Jahr gelernt haben

  1. Leben auf dem Segelboot hat eine mega Work-Life-Balance!
  2. Wir können miteinander auch auf engem Raum 24/7 zusammen leben.
  3. Ich habe das Nomadengen in mir. Tommy wird schnell wieder „sesshaft“.
  4. Wir können Job und Freizeit sehr gut trennen.
  5. Die Kosten fürs Wäschewaschen im Hafen läppern sich. Trotzdem wollen wir keine Maschine an Bord.

Ein Jahr üben, dann über die Nordsee

Im Winter wurden die Pläne für 2023 geschmiedet. Uns zog es, anders als all die anderen Liveaboards, nach Skandinavien. Dafür mussten wir einmal quer über die Nordsee.

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