Norwegen von Bergen nach Stoksund – Unser Törnbericht Juni 2025

🧭 Factsheet

Route: Von Bergen nach Stoksund
Zeitraum: 1. bis 30. Juni 2025
Logge: 409 Seemeilen
Hafentage: 18
Ankertage: 0
Highlight: Hjørundfjord


📍 Unsere Route & Etappen

Etappe 1: Bergen → Korssund

Eigentlich sollte es an diesem Tag nur aus Bergen heraus bis zur kleinen Insel Fedje gehen. In Bergen war ein Hafenfest angesagt und alle Gastboote mussten um 9 Uhr spätestens den Hafen verlassen. Es war ein wunderschöner Frühsommertag, sonnig und angenehm war. Eigentlich wäre es ein perfekter Tag gewesen, um Bergen zu erkunden. Aber gut, nützt ja nichts. Fedje hatten wir uns ausgesucht, rund 30 Meilen weiter nördlich. Wir mussten motoren, da kein Wind. Da war aber der Gästehafen bereits voll, eine Alternative musste her. In der näheren Umgebung eher nur Häfen für kleine Motorboote. Wir haben uns letztendlich für Korssund entschieden. Am Ende konnten wir wenigstens noch etwas segeln. Nach 70 Seemeilen standen aber auch 10 Motorstunden auf der Uhr.

Etappe 2: Korssund → Svænøy

Wir warteten nach der Arbeit noch, bis es aufgehört hatte, zu regnen und machten uns danach auf den Weg Richtung Florø. Nachdem wir bis Askvoll erst schön vorm Wind segeln konnten. Blies es uns im engen Fjord dann direkt auf die Nase. Wir hatten uns für die kommenden Sturmtage die kleine Insel ausgesucht, da sie sehr geschützt lang. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Es wehte nicht nur ordentlich, sondern schüttete auch zwei Tage wie aus Eimern. Obwohl es noch nicht mal ein richtiger Hafen bzw. Ort war, hatte der Steg aber eine Menge zu bieten. Genau gegenüber des Stegs war ein kleiner 24-h Supermarkt und man durfte für das günstige Liegegeld sogar kostenlos waschen. Die Zeit konnten wir also gut nutzen. Auch unsere Ankerkette machten wir bereit für den Sommer.

Etappe 3: Svænøy → Florø → Silda → Selje

Das lange Pfingstwochenende nutzten wir für die Umrundung des berüchtigten Kaps Stattlandet. Wir starteten am Freitag nach Florø und machten dann am Samstag einen längeren Schlag zur Insel Silda. Auf dem Weg zeigte uns Norwegen zum ersten mal einige seiner schönen Wasserfälle und hohen Berge. Dazu natürlich auch die entsprechenden Fallwinde. Aus entspanntem Vorwindsegeln wurde in wenigen Augenblicken ordentlich Krängung. Silda war nicht so nach unserem Geschmack, deshalb fuhren wir am Pfingstsonntag weiter nach Selje. Ein kleiner Naturhafen mit nicht mehr als einem Klo. Dafür aber ein absolutes Highlight an Land: Die Ruine eines Klosters, das um 1100 errichtet wurde. Absolut magischer Ort.

Etappe 4: Selja → Runde

Der Wind hatte über Nacht abgenommen und trotzdem stand noch gut Welle in der Bucht Sildegap. Leider war es mal wieder weniger als gemeldet, sodass wir um Stattlandet herummotoren mussten. Leider war der Schiffstunnel, den Norwegen plante, damit man sicherer um das sehr exponierte Kap fahren kann, 2025 noch nicht fertig. Kurz vor Runde, zum Glück nicht draußen auf See und nicht im Hafen, ging plötzlich der Motor aus. Tank leer, war schnell klar. Wir hatten ein wenig zu knapp gerechnet und gedacht, dass wir mehr segeln können. Also das kleine Kuttersegel ausgerollt und ich fuhr vor dem Hafen von Runde hin und her während Tommy den Tank auffüllte und die Dieselleitung entlüftete. Unsere Tankanzeige ist nicht wirklich verlässlich. Der analoge Geber hängt manchmal fest und zeigt mehr an, als drin ist. Wir schreiben jetzt die Motorstunden im Logbuch mit. Das passiert uns nicht noch mal. Lesson learned.

Etappe 5: Runde → Ålesund → Sæbø Hjørundfjord → Ålesund

Von Runde aus ging es an einem Nachmittag nach der Arbeit Richtung Ålesund. Der Stadthafen war voll, also tankten wir bei einer der günstigsten Tankstelle in ganz Norwegen (13 NOK/l) voll und legten uns an den Steiger eines ansässigen Seglvereins außerhalb der Stadt. (Gåsholmen).

Ein paar Tage später starteten wir unseren ersten Fjordtrip. Der Hjørungfjord ist an einer Stelle untief, weshalb keine Kreuzfahrtschiffe einfahren können. Genau das, was wir gesucht haben. Sæbø am Ende des Hjørundfjords wurde unser absoluter Lieblingsplatz dieses Reiseabschnitts. Danach ging’s zurück nach Ålesund. Dieses mal versuchten wir es erst gar nicht im Stadthafen, sondern lagen komfortabel in Langevåg (Insel Sula). Mit der Fähre ist man im Nu in Ålesund und hat dafür komfortable Serviceanlagen, die in Ålesund eher dürftig ausfallen.

Etappe 6: Ålesund → Nærb → Kristiansund

Mit feinstem Segelwind aus SW mit 12-16 kn setzten wir nach dem ersten ausgewachsenen Sturm der Saison unsere Reise fort. Die Bedingungen waren so gut, dass wir hätten einfach durchfahren können. Stattdessen hielten wir nach 36 nm für die Nacht in Nærb, was eher wie ein Industriegebiet mit Steg wirkte. Für die Nacht hat es gereicht, sonst nicht zu empfehlen.

Die zweite Hälfte der Reise nach Kristiansund mussten wir dann doch wieder unter Motor zurücklegen. Denn mehr als einmal war weniger Wind, als die Modelle prophezeiten. Mit spiegelglatter See und kaum Wind trauten wir uns auch durch die innere Route im Hustadvika (Stoplane). Dort muss man höllisch aufpassen, dass man die dort sehr zahlreich aufgestellten Seezeichen richtig interpretiert und in der richtigen Reihenfolge durchfährt. Von weiten siehts ein bisschen aus wie ein Slalom-Abfahrtshang.

Etappe 7: Kristiansund → Grip → Kuringvågen (Stokksund)

Die letzte Etappe im Juni ging über die kleine Insel Grip außen an der großen Insel Hitra vorbei weiter nördlich der Küstenlinie entlang. Grip ist wirklich den kleinen Umweg wert. Nur 9 nm vor Kristiansund gelegen hat es nicht nur wunderhübsche Holzhäuschen zu bieten, sondern auch eine der nördlichsten und kleinsten Stabkirchen. Nach einer Entdeckungstour über die Insel ging es zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen wollten wir früh aufbrechen und mal wieder 24 Stunden durchsegeln, um etwas Strecke zu machen.

Bis Rørvik wollten wir kommen. Aber schon kurz nach dem Start war erst die Sonne und viel schlimmer auch der Wind weg. Nach drei Stunden blies er wieder und das nicht wenig, so dass wir nachts noch das erste, später auch das zweite Reff einbinden mussten. Am Ende standen 89 nm auf der Logge und wir waren 20 Stunden unterwegs gewesen. Mit dem ganztägigen Tageslicht, das es inzwischen gibt, sind Nachtfahrten eigentlich gar keine mehr.

Norwegen Flagge und Bild

Segeln in Norwegen

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🗺️ Besondere Erlebnisse & Learnings

  • in den ersten Fjord gesegelt
  • Stattlandet umrundet
  • immer schön den Tankfüllstand im Blick behalten

⚓ Unser Lieblingsort dieses Törns

  • Sæbø im Hjørundfjord

💡 Praktische Tipps für Nachsegler

  • Neben Windy haben wir für die Törnplanung Barentswatch.no verwendet. Damit ließen sich Strömungsverhältnisse und Seegang besser einschätzen.
  • Um Hustadvika sollte man nach Möglichkeit einen großen Bogen machen. Nur bei ganz ruhigen Bedingungen kann man sich auch an der Küste entlang wagen. Statt Nærb sollte man wohl besser von Bud aus starten (Richtung Norden).
  • Segeln und Bootsleben in Norwegen

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