Unser Trip entlang der norwegischen Küste
- fünf Monate
- 1.643 Seemeilen
- 62 Häfen
- 15 Naturhäfen und Ankerbuchten
Norwegen war lange Zeit eines unserer Traumziele, schon vor der Segelei war ich absolut in die wilde und raue Landschaft verliebt. Jetzt da wir sowohl unser Boot gut kannten als auch ein bisschen Vertrauen in unser seglerisches Können gewonnen hatten, trauten wir uns übers Skagerrak. Wir segelten bis zu den Lofoten und erlebten an der Helgelandskysten und im Vestfjord einen absolut traumhaften Segelsommer.

Häfen & Marinas

Entlang der Westküste gibt es hauptsächlich kleine Häfen. Größere Stadthäfen sind die Ausnahme. Gewerblich betriebene, große Marinas sind hier gar nicht zu finden. Im Süden sind die Häfen etwas größer und bieten mehrere Gästeplätze, während im Norden oft nur zwei bis fünf Gästeplätze vorhanden waren. Dazu kommt, dass sowohl die Zahl der Bootsgäste mit größeren Schiffen ab 40 ft zugenommen hat als auch dass die Norweger oft mit riesigen Motoryachten in den Häfen liegen. Diese sind dann schnell voll. Noch nie vorher haben wir so oft einen überfüllten Hafen wieder verlassen und haben eine Alternative suchen müssen.
Anders als in Schweden wird im Westen Norwegens, so erfuhren wir unterwegs, ganzjähig gesegelt. Zumindest die Einheimischen lassen sich von Dunkelheit und Kälte nicht abschrecken. Oft ist es auch nicht Hobby, sondern die schnellste Art von A nach B zu kommen. Viele Häfen bieten daher auch im Herbst und Winter zumindest eine Grundversorgung (Strom und wenn möglich auch Wasser). Im Sommer, ab Mitte Juni wird es voller, ab Mitte August ist die Urlaubszeit vorbei. Angelegt wird an den allermeisten Gaststegen längsseits. Meist bieten die Häfen ausreichend Tiefe und Platz zum manövrieren.
Hafengeld und Bezahlung

Die Hafengelder sind – anders als vieles andere in Norwegen – vergleichsweise günstig. Tatsächlich waren unsere Monate hier bezüglich der Hafengebühren im Schnitt die günstigsten unserer bisherigen Reise. Meist haben wir für unsere 35 ft um die 200 NOK gezahlt, was ungefähr 18 € entspricht (Duschen oder Wäsche zahlt man häufig extra). In der Regel zahlt man in der Vor- und Nachsaison genauso viel wie in der Hochsaison.

Einzig in Lofoten waren die Preise deutlich höher, z. B. rund 36 € in Reine. Dort gab es dann noch nicht mal Service – außer Wasser und Strom. Das nervigste überhaupt war jedoch die Tatsache, dass man für viele der Gästeplätze in den Häfen der Segelvereine als Ausländer nur bar bezahlen konnte. Das wäre nur halb so wild, wenn es nicht in ganz Norwegen nur noch in wenigen größeren Städten (im Norden haben wir nur einen in Bodø gefunden) Geldautomaten gäbe. Wir lagen dann also drei Tage in Reine und unser Bargeld war alle. Häufig kann man aber auch mit GoMarina oder Havneweb bezahlen. Das macht es einfacher. Auf Nachfrage gaben uns Kontaktpersonen vom Hafen auch eine Bankverbindung.
Informationen über Häfen und Yachthäfen für das Segeln in Norwegen
- Norway (Imray): Ein wirklich hilfreiches und umfassendes Buch, dass die gesamte Küste abdeckt bis nach Spitzbergen.
- Harbourmaps (Harbourmaps.com) Hilfreiche Webseite mit vielen Häfen und Bewertung der Windgeschütztheit. Praktische Filterfunktionen. Leider lässt es sich nicht lange kostenfrei nutzen. Das Abo aber kostet nur 25 € pro Jahr.
Naturhäfen & Ankerbuchten

In Südnorwegen und der südwestlichen Küste haben wir noch wenig geankert, da das Wetter noch kalt und unbeständig war und wir dann lieber am Landstrom mit Heizung liegen. Auch waren viele der Ankermöglichkeiten unterwegs für unser Equipment (55 m Kette) zu tief. Erst ab Rørvik haben wir regelmäßig geankert und das traumhafte Sommerwetter genutzt.

Anders als in Schweden ist es in Norwegen üblich, auch einen kleinen Obulus für die Nutzung von Naturhäfen zu entrichten. Meist zwischen 100 und 200 NOK, also max 18 € (2025). Zahlbar mit VIPPS, was jedoch Ausländer nicht nutzen können, bar im Briefumschlag oder Banktransfer. Diese Häfen sind mit soviel Liebe hergerichtet und gut gepflegt, dass uns das mehr als angemessen erschien.
Wetter & See
Das europäische Nordmeer hat uns im Frühjahr und Sommer mit vergleichsweise milden Bedingungen verwöhnt. Ab Juni bis Anfang August waren vornehmlich angenehme Windstärken. Meist gab es den Wind aber direkt auf die Nase oder direkt von hinten, wenn man dicht an der Küste segelte. Mehr als einmal hatten wir auch leichten Wind mit dem wir theoretisch hätten segeln können, aber praktisch dann doch motoren mussten, weil alte hohe Dünung langsam segeln unerträglich machte. Im September und Oktober 2025 machten dann die ersten (Herbst-)Stürme und viel Regen das Weiterkommen schwer.

Wir verwendeten hauptsächlich Windy, meist in Kombination mit der lokalen norwegischen Wettervorhersage vom Yr, die einen relativ genauen Eindruck von den Wetterbedingungen für die nächsten 24 bis 48 Stunden vermittelt. Ziemlich gute Infos über Strömung und Wellenbild lieferte auch Barentswatch.
Leben an Bord in Norwegen
Geld
Die norwegische Krone (Norsk krone, NOK) war 2025 etwa 0,085 EUR wert. Während unseres gesamten Aufenthalts in Norwegen mussten wir regelmäßig Bargeld abheben, da wir als Touristen oft nur damit die Gästeplätze bezahlen konnten. Bargeldlose Alternative war höchstens noch Banktransfer, was jedoch im nicht EU-Raum schnell auch teuer werden kann. Wir nutzten daher den Bezahldienst Wise, mit dem ein Transfer nur 1-2 € kostet.
Lebensmitteleinkauf

Supermärkte gibt es mehrere größere (Meny, REMA 1000, Extra) oder kleinere Lebensmittelläden (Joker). Das Angebot ist aber ungefähr überall gleich. Meist gibt es pro Lebensmittel nur wenige Marken (meist norwegische) zur Auswahl. Die Preise sind noch mal teurer als Schweden. Die Auswahl an vegetarischen/veganen Produkten ist sehr überschaubar. Pflanzenmilch gibt es ausreichend, Yoghurt nur mit Fruchtgeschmack. Tofu ist in den meisten REMA 1000 und Coop vorhanden (liegt beim Käse). Auch ein paar Ersatzprodukte (Käse, Burgerpatties und Hack) wird angeboten. Die Obst-/Gemüseauswahl ist meist gut, wird im Norden etwas dürftiger und teurer.
In ganz Norwegen gibt es Bier im Supermarkt, aber nur an Wochentagen zu bestimmten Uhrzeiten. Stärkere Getränke gibt es ausschließlich im Vinmonopolet, einem staatlichen Unternehmen. Überrascht waren wir, als man uns mitteilte, dass an Sonn- und Feiertagen und auch am Abend kein Verkauf von Alkohol mehr erfolgt. Man darf sich dann das Bier nur anschauen. Schon die Gesundheit und den Geldbeutel.
Mobiles Internet & WLAN
Die Netzabdeckung ist perfekt und sogar kilometerweit vor der Küste und in den tiefsten Fjorden verfügbar. Jedoch sind norwegische Preipaid-Angebote hoffnungslos überteuert. Wir nutzten also weiter unsere mobile schwedische SIM-Karte für unseren Router an Bord mit der Prepaid-Option (Telenor 250 GB für ca. 36 €).
Wäsche
Bisher haben wir nur einige Male Gelegenheit gehabt, kostenfrei zu waschen. Unter anderem in Stocksund (Stokkøya), Kristiansund und Sandnessjøn. Üblicherweise wird sonst eine Gebühr von ungefähr 50 NOK verlangt (für Wäsche) und das gleiche noch einmal für den Trockner.
Abwasser & Diesel
Absauganlagen für Schwarzwassertanks haben wir in Norwegen deutlich seltener gesehen, als in Schweden. Da wir diese mit unserer Komposttoilette nicht brauchen, war das kein Problem. Nur wenige Häfen, und vor allem immer weniger, umso mehr man nach Norden kommt, bieten das an. Am ehesten findet man Absauganlagen noch in den Fjorden. Die Bestimmungen für das Ablassen ins Meer in Norwegen sind verglichen mit Schweden eher lasch. Abgesehen vom Oslofjord darf man Abwässer (Schwarzwasser) ab einer Entfernung von 300 Metern zur Küste entleeren. Im Zweifel sollte man sich an die MARPOL-Vorschriften (Anlage IV) halten.
Die Dieselpreise lagen während unserer Reise bei etwa 13-17 NOK pro Liter, also rund 1,20 €. Getankt wird abgabefreier, gefärbter Diesel (avgiftsfri/anleggdiesel). Die Quittungen dafür heben wir auf, falls das mal in einem anderen Land zu Nachfragen führt.
Formalitäten
Es war das erste Mal, dass wir in einem Nicht-EU-Land waren. Daher haben wir uns vorab und während unseres Aufenthaltes (2025/26) über die Formalitäten (Aufenthaltserlaubnis, Visum, Zoll etc.) informiert. Für EU-Bürger ist es möglich, Norwegen nur mit Personalausweis und ohne Visum zu bereisen. Nach spätestens 90 Tagen muss man jedoch ausreisen, kann danach aber direkt wieder einreisen. Ich habe mich beim UDI erkundigt und erfahren, dass das Verlassen der 12-Meilen-Zone (zum Beispiel bei der Überfahrt nach Spitsbergen (Svalbard) wie eine Ausreise zählt. Da wollten wir aber nicht hin und einfach so mal eben gute 20 Meilen Offshore und wieder zurück fahren (12 Meilen ab Baseline Küstenlinie), wollten wir auch nicht. Also haben wir von Trondheim aus einen Ausflug nach Schweden gemacht (Storlien, anderthalbstündige Zugfahrt, inklusive ICA-Einkauf). Man kann sich aber bei einem längeren Aufenthalt auch bei der Polizei melden und eine längere Aufenthaltserlaubnis beantragen. Sollte kein Problem sein. Wer hier überwintert bzw. sein Boot hier lagern will, muss das Boot entweder hüten (maximal 6 Wochen Unterbrechung) oder einen Antrag stellen beim Zoll. Sonst muss man ggf. MwSt. nachzahlen. Hier die Zoll-Infoseite mit Antrag auf englisch.
Wir wurden 2025 vom Zoll in Mandal kontrolliert. Wir wurden nach unseren Plänen befragt und erhielten gute Tipps für unsere Reise. Da wir keinen Alkohol über den Grenzen an Bord hatten, was man uns glaubte, war das alles keine große Sache. Denkt daran, dass man nach Norwegen nicht viel Alkohol mitbringen darf und keine Kartoffeln. Hier Infos vom Zoll.
Unsere Lieblings-Häfen und Ankerplätze in Norwegen
Segeln in Norwegen: Unsere Tipps für die lohnenswerte Ziele. Auf unserem kurzen Trip waren diese Häfen und Ankerbuchten im westlichen Norwegen unsere Highlights.

Häfen
- Sæbø (Hjorundfjord) Eines unserer Highlights war unser erster Fjord und der kleine Hafen am Hotel dort. Absolut einmalige Natur, der Ort umrahmt von Bergen. Der Fjord nicht sehr lang und aufgrund einer Sandbank kann er auch nicht von den Hurtigruten befahren werden. Herrlich!
- Lovund (Helgelandskysten) Ein relativ neu angelegter Hafen auf der kleinen Insel Lovund. Nicht günstig, aber gut gelegen und sehr gepflegt. Auch wenn die Insel klein ist, kann. man viel unternehmen. Daher ist sie einer unserer absoluten Lieblingsorte geworden.

Naturhäfen & Ankerplätze
- Straumøyan (065° 33.283′ N / 012° 14.369′ E) Zwei Stege und ein paar Bojenplätze in absolut unberührter Natur. Auf dem Steg und an Land gibt es Plätze zum Grillen. Die Grillhütte ist den Segelclubmitgliedern vorbehalten.
- Torget (065° 24.841′ N / 012° 06.874′ E) Schöne Ankerbucht mit guter Möglichkeit zum Anlanden mit dem Dinghy am Gästesteg. Nicht weit zum Torghatten, dem berühmten Berg mit dem Loch.
- Hauklandsbukta (068° 11.725′ N / 013° 31.293′ E) Eine Nacht lagen wir an einem der ikonischsten Strände Lofotens, dem Haukelandstranda (Haukeland beach). Feinster weißer Sand, glasklares azurblaues Wasser, eingerahmt von Bergen. Der Ankergrund hält sehr gut, Tiefe zwischen 8 und 5 Meter. Die Bucht ist nach Westen hin offen, also steht selbst bei wenig Wind immer etwas Schwell.
- Villa (064° 32.712′ N 010° 42.376′ E) Erst 2025 neu angelegter Steg an einem kleinen wunderschönen Inselchen. Man kann herrlich über die Insel wandern und zum Beispiel auf den Berg klettern oder zum Leuchtturm. Es gibt Barbecueplätze und eine Toilette. Man bezahlt 200 NOK per Banktransfer.


