Was kostet das Leben auf dem Segelboot?

Ein Teil der Kosten für das Leben auf dem Segelboot sind Stromkosten für den Winter.

Viele träumen von einem Leben abseits von 9 to 5. Unterwegs sein und Neues entdecken. Nicht nur einmal im Jahr. Aber die wenigsten haben eine Idee davon, was es eigentlich wirklich kostet. Wir haben 2022, als wir unsere Idee in die Tat umsetzten, keine Ahnung gehabt, was es kosten würde. Und haben auch nicht viel dazu im Internet gefunden. Und wenn, dann Daten von Langzeitfahrern im Mittelmeer oder in der Karibik. Wir wollten aber in den ersten Jahren eher in den Norden. Uns zog es eher nach Schweden als nach Spanien. Nicht nur, weil wir Skandinavien lieben, sondern auch, weil es dort bezahlbare Häfen und leere Ankerbuchten ohne Ende gibt.

Einmalige Kosten: Anschaffung & Ausrüstung

Beim Bootskauf geht alles von günstig bis teuer. Beliebte, qualitativ gute Schiffe, wie Najad oder Hallberg Rassy, haben auch schon in klein einen stattlichen Preis. Wenn nicht, dann sollte man direkt nach dem Haken suchen. Dagegen sind Serienboote wie Bavaria oder Beneteau auch für kleines Geld zu haben.

Wir wollten ein gut und stabil gebautes seetüchtiges Boot haben. Also mussten wir einen Kompromiss eingehen: Entweder klein (also unter 38 Fuß) oder mit fälligem Refit. Wir haben uns für ersteres entschieden.

Island packet 32 (10,67 m, 1994) 60.000 €, zwar keine Langfahrtausrüstung, dafür nicht verbastelt und gut gepflegt. Sehr stabil gebaut, in den USA eines der beliebtesten Langfahrboote, traditionelle Linien. Andere Boote, die wir uns in dem Preissegment angeschaut hatten (Najad 343, HR 352), hatten Probleme mit ihren Teakdecks, die hätten neu gemacht werden müssen. Eine Trintella 38, die sogar nur 40.000 kosten sollte, entpuppte sich als Projektboot mit maroder Elektrik, Osmose und Leckagen im Deck. Um Glück hat uns unser Gutachter hier vor einem Fehlkauf bewahrt.

Und hier kommt eigentlich der einzige Rat, dem ich jedem, der ein Boot kaufen möchte, geben würde. Nehmt ein bisschen Geld in die Hand und beauftragt einen Bootsgutachter. Den Preis für einen hat man sicher wieder rein, wenn Mängel (und man findet immer welche), den Preis reduzieren. Unserer Erfahrung nach kann man von den Angeboten in einschlägigen Portalen gut 10 % abziehen. Für die entdeckten Schwachpunkte hatten wir bei unserem Boot noch mal rund 4.000 € für die notwendigen Reparaturen bezahlt. Das Gutachterhonorar betrug gerade mal 1.200 €.

Unsere zusätzlichen Startkosten in den ersten 12 Monaten:

  • ein günstiges Dinghy: 500 €
  • Solarpanele (ein fest installiertes und 2 Faltpanels) + Installationsmaterial: 1.550 €
  • Lithium Akkus (2×100 Ah) + Installationsmaterial: 2.500 €

Laufende Kosten in der Saison

KostenartenthaltenNiederlande
2022
Dänemark & Schweden W
2023
Schweden O &
Finnland
2024
Norwegen
2025
LiegeplatzHafengeld in der Segelsaison, Kanalgebühren455 €500 €690 €420 €
TreibstoffDiesel (Motoren und Heizen)100 €100 €50 €130 €
EinkäufeLebensmittel, Drogeriebedarf480 €520 €600 €650 €
VersicherungenBoot Haftpflicht und Vollkasko, ReiseKV50 €50 €50 €50 €
BootReparaturen, Wartung; Ersatzteile, Upgrades650 €200 €170 €300 €
InternetMobile Data für Router50 €45 €45 €45 €
TransportBus, Zug, Leihfahrzeuge100 €25 €25 €
AusgehenRestaurants, Bars, Museen etc.100 €55 €55 €50 €

Winterkosten

Monatliche Kosten für Strom, Diesel (Webasto), Liegeplatz.

Winterplatz/
Kostenart
StromDieselLiegeplatzGesamt
Niederlande 2022/23150 €*200 €90 €440 €
Schweden 2023/24275 €0 €150 €425 €
Schweden 2024/25120 €40 €75 €235 €

* der Hafen hat nach unserer Ankunft den ursprünglich vereinbarten Strompreis (wegen Ukrainekrieg-Preissteigerungen) von 25 Ct. auf 75 Ct. erhöht. Wir hätten also nur ungefähr ein Drittel bezahlt, wenn es beim ursprünglichen Preis geblieben wäre.

Bisher war unser Winterhafen in Schweden in der Nähe von Göteborg der günstigste überhaupt. Auf den kleinen kommunalen Hafen wurden wir aber auch nur aufmerksam, weil wir unterwegs nette Schweden trafen, die uns „ihren“ Winterplatz empfahlen. Alle Kommunikation und Bezahlung lief dann auch über sie, da der Hafenmeister zu wenig Englisch und wir zu wenig Schwedisch konnten. Wir hätten also vermutlich ohne diese Connections weder so nette Gesellschaft über den Winter gehabt, noch diesen Platz.